Das Fach

non scholae, sed vitae discimus (Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!): Diesen Anspruch erhebt auch das Fach Latein für sich. Wozu aber noch Latein lernen, wo sich die Welt doch immer weiter vernetzt und die modernen Fremdsprachen hoch im Kurs stehen? „Das ist doch eine tote Sprache!“, werden kritische Geister spotten.

LATEIN IST TOT! Es lebe Latein, so lautete bereits der Titel von Wilfried Strohs Klassiker über die lingua Latina. Und ja, das ist auch gut so!!

Sie werden sich vielleicht fragen, wie ein überzeugter Altphilologe zu dieser Ansicht gelangen kann.

Dass sich die lateinische Sprache nicht mehr weiterentwickeln kann und ein in sich geschlossenes System bildet, birgt nämlich unglaubliche Chancen. So können wir, ohne mit Veränderungen rechnen zu müssen, exemplarisch die Funktionsweise von Sprache verstehen. Gerade Latein als sogenannte grammatikalische Sprache eignet sich hierfür besonders, da die Schüler:innen an ihr erkennen können, wie wichtig es ist, nicht nur über einen großen Wortschatz zu verfügen, sondern die gewünschte Aussage auch syntaktisch und grammatikalisch passend in den jeweiligen Kontext einzubetten (Stichwort „Schärfung der muttersprachlichen Kompetenz“). Denn Veränderungen in Syntax (Satzlehre) und Grammatik führen zwangsweise zu Veränderungen in der Semantik, also der Botschaft, die beim Adressaten (Leser oder Zuhörer) ankommt. Gerade in Zeiten von fake news (ficta nova) ist die Macht des Wortes deutlich zu spüren; gut beraten ist derjenige, der es vermag, die sprachlichen Muster von Demagogen aufzudecken und sie als solche zu entlarven. Und noch zig weitere Beispiele könnten dafür angeführt werden, dass das Erlernen der lingua Latina auch heute noch von unmittelbarem Nutzen ist (Latein als die Mutter aller romanischen Sprachen wie Französisch, Spanisch und Italienisch, etc.).

Lateinunterricht im neunjährigen Gymnasium

Der moderne Lateinunterricht ist  so kleinschrittig wie möglich, altersangemessen und didaktisch ansprechend aufbereitet. Im Folgenden erhalten Sie einen kurzen Überblick (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) zum Lateinunterricht am Pater-Rupert-Mayer-Gymnasium im Rahmen des LehrplanPLUS für das neunjährige Gymnasium.

An unserer Schule haben die Schüler:innen die Möglichkeit, mit Latein entweder grundständig in der fünften Klasse zu beginnen (L1) oder erst in der sechsten Jahrgangsstufe (L2). Je nach Beginn wird mit unterschiedlichen Lehrwerken gearbeitet.

  •  L1, Klasse 5-8: In der sogenannten Spracherwerbsphase, deren Ziel es ist, die Schüler zu befähigen, römische Originalautoren zu lesen, arbeitet die Lerngruppe L1 mit dem Lehrwerk Adeamus B 1-4. In dessen erstem Band werden die Schüler an die Grundzüge der lateinischen Sprache herangeführt; begleitet werden sie dabei von der Familie des berühmten Redners, Politikers und Philosophen Marcus Tullius Cicero, durch die ihnen das Leben im antiken Rom sowie die römische Gesellschaft und Kultur (Religion, Mythologie, usw.) nähergebracht werden.
  •  L2, Klasse 6-8: Die Schüler:innen, die in der sechsten Jahrgangsstufe in die Sprach-         erwebsphase eintreten, arbeiten mit dem Lehrwerk Campus C 1-3. Diese Buchreihe zeichnet sich durch eine kleinere „Portionierung“ aus. So fällt es den Schüler:innen leichter, sich den Stoff, den die Schülerschaft der Lerngruppe L1 in vier Jahren erlernt, in drei Jahren anzueignen. Auch hier ist das Kulturwissen ansprechend aufbereitet.
  • Lektürephase (9-11 sowie 12-13): Übersetzung lateinischer Textpassagen aus einschlägigen Werken in Prosa (Caesar, Cicero, Livius, etc.) und Dichtung (Martial, Horaz, Ovid, Vergil, etc.) sowie deren Interpretation. In der Lektürephase wird erhöhter Wert auf die formale und inhaltliche Analyse der lateinischen Texte gelegt. Im Rahmen dieser Interpretationen liegt der Fokus immer wieder darauf, Bezüge zu aktuellen Themen und der Lebenswelt der Schüler:innen herzustellen. Und das fällt nicht schwer, denn Themen wie die Liebe, man denke nur an Ovids ars amatoria, oder die Redekunst (ars dicendi), die Cicero in faszinierender Weise perfektioniert hat, sind zeitlos.

Schulaufgabenrichtlinien im neunjährigen Gymnasium

Die folgenden Ausführungen vermitteln Ihnen eine grobe Vorstellung vom Aufbau einer Lateinschulaufgabe. Jahrgangsstufenspezifische Unterschiede sind möglich.

Eine Lateinschulaufgabe dauert für gewöhnlich, v.a. in der Spracherwerbsphase, ca. 45 Minuten. Die Schulaufgabe ist zweigeteilt: Der stärker gewichtete Übersetzungsteil (A) umfasst je nach Jahrgangsstufe 50 bis 70 Wörter (in der Oberstufe auch mehr) und im Aufgabenteil (B) werden auf Grundlage eines bekannten oder unbekannten Textes die Kompetenzbereiche Textverständnis, Kultur und Grammatik abgeprüft.

Die Freude am Lernen

Unserer Fachschaft ist sehr daran gelegen, dass die Kinder und Jugendlichen mit Freude Latein erlernen, also auch, wie man in Bayern sagt, „a Gaudi“ (lat. gaudium = Freude) haben. Deswegen bemühen wir uns tagtäglich, mit Begeisterung diese besondere Sprache zu vermitteln. Denn nur wenn die Sprache bei den Schüler:innen positiv besetzt ist, kann auch intrinsische Motivation und Faszination für das Fach Latein entstehen, die über die „Schattenseiten“ dieser Sprache, z.B. die Notwendigkeit der regelmäßigen Wortschatzarbeit und einen erhöhten zeitlichen Aufwand, hinweghelfen.

Übrigens: Bei dem eingangs angeführten lateinischen Zitat handelt es sich um eine (möglicherweise bewusst) verdrehte Senten Senecas. Im Original lautet es: „Non vitae, sed scholae discimus.“ Mit dieser Aussage kritisierte er die damals weit verbreiteten Rhetorikschulen, in denen über völlig weltfremde und absurde Themen deklamiert wurde. Sie sehen also, dass die Diskussion über gelungenen Unterricht die Menschheit schon seit Jahrhunderten bewegt. Das nur als kleiner fun fact (factum ad delectandum) zum Schluss.

Nähere Informationen zum LehrplanPLUS, den Schulaufgabenrichtlinien sowie zur Bedeutung des Fachs Latein in der heutigen Zeit finden Sie unter den folgenden Links:

https://www.km.bayern.de/medien/km_links/datei/WeiterentwicklungAltsprachenLPPlus.pdf

https://www.isb.bayern.de/gymnasium/lehrplan/

„Reden wir über Latein...“ - YouTube

Bei Fragen zum Fach Latein können Sie sich aber auch jederzeit an die Fachkolleginnen und –kollegen oder den Fachschaftsleiter wenden.

 

VALE (= „Auf Wiedersehen“)

Sebastian Geppert, OStR i.K.

Fachschaftsleiter Latein

Weitere wichtige Informationen

Lehrplan

LehrplanPLUS - Gymnasium - Latein - Fachprofile (bayern.de)

 

Aktivitäten

In allen Jahrgangsstufen werden Museen oder Ausstellungen mit Bezug zur Antike besucht. Darüber hinaus werden im Rahmen von Projekttagen Fahrten nach Manching, Augsburg, Regensburg oder zum Limes angeboten.

 

Erwerb des Latinums

Das Kleine Latinum erwerben die SchülerInnen, wenn sie im Jahresfortgangszeugnis der neunten Jahrgangsstufe mindestens die Note „ausreichend“ erzielt haben.

Das Latinum (ist für einzelne Studiengänge im In- und Ausland noch Voraussetzung) wird erworben, wenn in der zehnten oder elften Jahrgangsstufe (man hat zweimal die Chance!) mindestens die Jahresendnote „ausreichend“ erreicht wurde.

Sollte das Latinum nicht im Rahmen des regulären Unterrichts erworben werden können (z.B. wegen eines Wechsels an eine Schule im Ausland ohne Latein), so kann eine Feststellungsprüfung abgelegt werden. Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an den Fachschaftsleiter Latein, Herrn Geppert (sebastian.geppert(at)prmg.de).

 

Lehrwerke in der Spracherwerbsphase (Jgst. 5-8):

  • Latein als 1. Fremdsprache:   Jahrgangsstufe 5-8: Adeamus B 1-4 (Cornelsen)
  • Latein als 2. Fremdsprache:   Jahrgangsstufe 6-8: Campus neu C 1-3 (C.C. Buchner)

Lehrwerke in der Lektürephase (Jgst. 9-13)

  • Jahrgangsstufe 9: Sammlung ratio: Lesebuch Latein – Mittelstufe 1 (C.C. Buchner)
  • Jahrgangsstufe 10: Sammlung ratio: Lesebuch Latein – Mittelstufe 2 (C.C. Buchner)
  • Jahrgangsstufe 11-13: Autorenspezifische Lektürehefte